
Plastik und Klima: Warum Kunststoff den Planeten wirklich aufheizt
Irgendwie weiß man natürlich, dass Plastik nicht besonders gut für die Umwelt ist. Spätestens seitdem man die Bilder von Schildkröten oder Robben gesehen hat, die sich in Geisternetzen, Plastiktüten oder anderem Plastikmüll verheddert haben, ist einem bewusst wie Plastikmüll die Artenvielfalt unserer Erde massiv bedroht. Aber Plastik hat nicht nur einen Einfluss auf unser ökologisches System, sondern trägt auch direkt zur globalen Erderhitzung bei. Der Plastikatlas der Heinrich Böll Stiftung widmet diesem Thema direkt mehrere Kapitel. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse der wissenschaftlichen Studien für euch zusammengefasst.
Die Herstellung von Kunststoffen
Fangen wir bei der Herstellung von Plastik an, genauer gesagt bei der Gewinnung der Rohstoffe. Kunststoff besteht hauptsächlich aus Erdöl oder -gas, also begrenzten, fossilen Brennstoffen. Was uns direkt zum ersten Problem bringt: Ressourcenknappheit. Es gibt Bereiche, in denen der Einsatz von Kunststoff durchaus sinnvoll ist, zum Beispiel in der Medizin oder in der Raumfahrt. Momentan werden aber große Anteile dieser Rohstoffe in Einwegprodukte oder Verpackungsmaterial gesteckt.
Die Rohstoffe sind aber nicht nur endlich, sondern zusätzlich auch noch sehr umweltschädlich, unter anderem wegen des hohen Energieaufwands und Emissionen durch Abbau und Transport. Da die Orte, an denen Öl und Gas leicht abbaubar sind, immer weniger werden, wird viel Zeit und Energie in die Exploration neuer Vorkommnisse investiert. Wenn solche gefunden werden, entstehen durch deren Abbau nochmal jede Menge CO₂-Emissionen. Denn fossile Rohstoffe müssen oft weite Strecken transportiert werden, wofür eine Infrastruktur geschaffen werden muss.
Im nächsten Schritt wird Erdöl raffiniert, was ein sehr energieaufwändiger Prozess ist. Hinzu kommen schwerwiegende soziale und politische Konsequenzen, internationale Abhängigkeiten sowie geopolitische Unruhen und Kriege.
1950 wurden weltweit circa zwei Millionen Tonnen Plastik hergestellt, mittlerweile sind es 400 Millionen Tonnen pro Jahr – Tendenz steigend. Wenn sich nicht grundlegend etwas ändert, wird sich diese Zahl bis Anfang der 2050er-Jahre vervierfachen. Allein durch die Herstellung von Plastikprodukten könnten bis 2050 56 Gigatonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen werden. Das wären schon 13 % des Kohlenstoffbudgets, das eingehalten werden muss, um die Erderhitzung auf 1,5 °C zu begrenzen – ohne Entsorgung oder Recycling mitzudenken.
Die Nutzung
Erdöl oder -gas wurde bisher aufwendig beschafft und dann mit noch mehr Aufwand zu einem Produkt weiterverarbeitet. Sagen wir mal: zur Beschichtung eines Einwegbechers. Coffee-to-go-Becher werden im Durchschnitt 15 Minuten genutzt und dann weggeworfen. Pro Stunde verbrauchen wir allein in Deutschland 320.000 solcher Becher.

Entsorgung vs. Recycling
Gerade wenn man auf Mülltrennung achtet, kann man sich fragen, wieso noch so viel neues Plastik produziert wird. Kann das vorhandene Material nicht einfach ewig recycelt werden?
Leider nein. Bisher wurden weltweit nur 9 % des jemals produzierten Plastiks recycelt, aktuell liegt die Recyclingquote bei 14 %. Der Rest landet auf Mülldeponien, in Verbrennungsanlagen oder in der Umwelt.
Ein Grund: Viele Kunststoffe sind technisch kaum oder gar nicht recycelbar. Etwa bei Coffee-to-go-Bechern: Der Materialmix aus Pappe und Kunststoffbeschichtung erschwert das Recycling. Selbst recycelte Kunststoffe verlieren an Qualität (Downcycling) und landen schließlich im Müll.
Besonders in Europa entsteht so viel Plastikmüll, dass wir ihn exportieren – oft in Länder mit schwacher Umweltgesetzgebung. Dort landet er im Wasser oder wird unsachgemäß verbrannt, was gesundheitsgefährdend ist. Auch wenn es nicht so wirkt, unser Konsum trägt massiv zur globalen Umweltverschmutzung bei.
Was passiert nach der Entsorgung mit dem Plastikmüll?
Jährlich gelangen rund 10 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane. Die Folgen: Artensterben, verschmutzte Lebensräume und CO₂-Rückkopplungseffekte. Wenn das CO₂, das aktuell in den Meeren gespeichert ist, wieder freigesetzt wird, könnte das eine gefährliche Kettenreaktion in Gang setzen.
Besonders bedenklich: 387 marine Arten reisen bereits über Plastikströme durch die Weltmeere, 54 davon nehmen Plastik auf oder verheddern sich darin. Mehr als 120 Arten stehen auf der Roten Liste.

Plastik als Klimafaktor
Plastik verschmutzt nicht nur unsere Umwelt, es ist auch ein Treiber der globalen Erderwärmung. Der Klimaschutz ist ein zentrales Thema bei soulbottles. Am 20.09. war unser gesamtes Team beim globalen Klimastreik auf der Straße – denn wir glauben: Wirtschaft braucht radikale Veränderung.

Lass uns gemeinsam aktiv werden!
Vielleicht fragst du dich jetzt: Wie sollen wir das alles je wieder in den Griff kriegen? Und ja – Plastik ist nur ein Problem von vielen.
Aber: Veränderung beginnt im Kleinen. Bei soulbottles arbeiten wir täglich mit Menschen, die uns motivieren, dran zu bleiben. So ist zum Beispiel das Förderprogramm soulincubator entstanden.